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Gesellschaft & Kultur > Lockdown - richtig oder falsch?

Ein zweiter Lockdown würde die wirtschaftlichen Schäden potenzieren

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"Ein zweiter Lockdown würde die wirtschaftlichen Schäden potenzieren. Meiner Meinung nach ist das gesellschaftlich und wirtschaftlich inakzeptabel. Ich spreche mich ganz eindeutig gegen einen solchen Schritt aus", schreibt Boris Palmer.

Schließt wegen Covid-19, Shutterstock
Schließt wegen Covid-19, Shutterstock

Ich finde ja, man muss sich in Diskussionen immer auch auf die Argumente der anderen Seite einlassen. Auch der Lockdown kam nicht von Gott, es ist völlig legitim, seinen Sinn zu hinterfragen. War der Lockdown also richtig und falls ja, brauchen wir jetzt angesichts von 2000 Fällen pro Tag wieder einen Lockdown?

Ich meine, als Vorsichtsmaßnah<wbr />me war der Lockdown im April vertretbar, wenn auch nicht zwingend. Schweden hat sich jedenfalls anders entschieden. Aus heutiger Sicht war unser Lockdown aber eine Überreaktion. Das sieht man am besten daran, dass nach den sehr weitgehenden Öffnungen ab Ende April die Zahlen immer weiter gesunken sind (Siehe Grafik). Das hatten Karl Lauterbach et al ganz anders prognostiziert.<wbr /> Es hätte ganz offenbar genügt, mit AHA, Hygienekonzepte<wbr />n und einem Verbot großer Versammlungen die Zahlen nach unten zu bringen. Eine pauschale Schließung von Kitas und Schulen war nicht zwingend. Auch Restaurants hätte man draußen offen lassen können, ebenso den Einzelhandel im heutigen Modus.

Ohne Zweifel hätte das aber bedeutet, dass die Zahlen langsamer gesunken wären, vielleicht auch nie unter 2000 gekommen wäre. Es hätte also mehr Infektionen und mehr Todesopfer mit Corona bedeutet. Das ist ein Abwägungsfrage.<wbr /> Da wir aber akzeptiert haben, dass Urlaub im Ausland uns die Infektionen zurück bringt, kann man jedenfalls nicht sagen, das wäre von Anfang an unethisch gewesen. Wir verbieten den Menschen eben nicht jedes denkbare Risiko.

Ich betrachte also die Verhältnismäßgi<wbr />keit der Maßnahmen. Das heißt gerade nicht, dass ich die Existenz des Virus bestreite. Die vorliegenden Daten aus den USA und Brasilien zeigen, dass COVID 19 bedrohliche Ausmaße annehmen kann, wenn man nicht gegensteuert. Auch das schadet Wirtschaft und Gesellschaft. Offenkundig deutlich mehr als unser Lockdown.

Aber es gibt eben auch Zwischenwege. Anders Tegnell hat im Juli eine selbstkritische<wbr /> Äußerung gemacht, die ich mir als Zwischenton in der deutschen Debatte auch mal wünschen würde. Schweden, so sagt er, würde heute einen Mittelweg wählen und insbesondere die Alten und Kranken besser schützen. Denn dieser Mangel ist der Grund für die in der Tat viel zu hohe Zahl an Corona-Toten in Schweden.

Nach vorne geblickt: Ein zweiter Lockdown würde die wirtschaftliche<wbr />n Schäden potenzieren. Meiner Meinung nach ist das gesellschaftlic<wbr />h und wirtschaftlich inakzeptabel. Ich spreche mich ganz eindeutig gegen einen solchen Schritt aus.

Die aktuellen Zahlen zeigen uns auch, dass es anders geht. Wir haben zwar wieder 2000 Fälle pro Tag, aber bei viermal höherer Testzahl als vor dem ersten Lockdown. Das heißt, das Dunkelfeld ist viel kleiner, wir erkennen einen viel größeren Anteil der Fälle. 2000 Fälle heute entspricht mit damaliger Testmethodik wohl nur 500. Das ist auch der Grund, warum die Kurve jetzt erkennbar flacher ist. Wir haben im Moment keinen exponentiellen Anstieg, Ende März war das sehr wohl der Fall.

Und das wichtigste: Wir haben so gut wie keine Todesfälle und Hospitalisierun<wbr />gen (siehe Grafik). Das liegt daran, dass die vulnerablen Gruppen derzeit kaum betroffen sind, sondern vor allem junge und gesunde Menschen (siehe Grafik). Und für diese Personengruppe gilt: Schlimmer als eine schwere Influenza ist COVID 19 im Hinblick auf die CFR (Anteil der Toten an den Infizierten) nicht. Es sind also für diese Gruppen auch keine Maßnahmen erforderlich, die über Influenza-Bekäm<wbr />pfung wesentlich hinaus gehen.

Wir müssen also derzeit zwei Dinge tun: Durch intensives Testen die Kontrolle über das Virus erhalten indem wir Infektionskette<wbr />n möglichst effektiv unterbrechen. Und ein erneutes Übergreifen der Infektionen auf die vulnerablen Gruppen verhindern. Dann können wir überwintern, bis der Impfstoff da ist.

Ich bin also ganz entschieden dafür, jetzt die wenig einschränkenden<wbr /> Vorsichtsmaßnah<wbr />men zu praktizieren: Abstand, Masken, Hygiene, WarnApp. Denn im Gegensatz zur „Fehlalarm“-Fra<wbr />ktion sehe ich sehr wohl, dass COVID 19 für ein Viertel unserer Bevölkerung eine tödliche Gefahr ist und manchmal auch Langzeitschäden<wbr /> verursachen kann. Umgekehrt bin ich ein Gegner eines zweiten Lockdowns, weil ich den für unverhältnismäß<wbr />ig halte und darin mehr Schaden als Nutzen sehe, nicht nur wirtschaftlich,<wbr /> sondern auch gesundheitlich.<wbr /> Das unterscheidet mich von denen, die jedes COVID 19-Risiko ausschließen wollen, koste es anderer Stelle, was es wolle.

Und natürlich bin ich nicht wie Dr. Bhakdi der Meinung, CORONA sei völlig harmlos, aber ein RNA-Impfstoff eine unfassbare Gefahr. Das ist schon deswegen offensichtlich falsch, weil CORONA seine Tödlichkeit unter Beweis gestellt. Für RNA-Impfstoffe gibt es bisher keinen einzige Fall, der eine Gefahr beweist. Mir geht es zum Beispiel nach der Impfung bestens. Das ist noch nicht der Beweis der Sicherheit des Impfstoffs, dafür braucht man mehr Fälle. Aber die Sicherheit noch nicht beweisen können ist doch was anderes als die Tödlichkeit schon bewiesen zu haben.

Quelle: Boris Palmer Facebook

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