Mit Lauterbach setzt sich Scholz durch
Die Entscheidung für Lauterbach als Gesundheitsminister ist eine vertrauensbildende Maßnahme. Der neue Bundeskanzler hat ein klares Signal gesetzt. Viele haben ihm das nicht zugetraut. Ein Zwischenruf von Sigmund Gottlieb.

Wie war das noch vor kurzem, als uns renommierte Medienmenschen der Republik hinter die Fichte führen und uns glauben machen wollten, Karl Lauterbach – das wüssten sie angeblich aus zuverlässiger Quelle – würde niemals Gesundheitsminister werden? Die Begründung klang so, als wäre sie den KollegInnen direkt aus dem Willy-Brandt-Haus diktiert worden: Die künftige Ampel-Koalition, so die Begründung der Journalisten, wolle keinen Apokalyptiker und keinen Alarmisten wie Lauterbach. Was ist ein solcher Befund anderes als blühender Unsinn?
Allerdings muss ich zugeben, dass ich in den vergangenen Tagen kaum mehr eine Chance für den Talkshow-König Karl L. gesehen habe.
Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass Lauterbachs unbestrittene Sachkenntnis keine Rolle mehr spielen würde, weil der Geschlechterproporz eine Frau in diesem Amt unausweichlich erscheinen ließ. Olaf Scholz hat uns eines Besseren belehrt und seine Personalentscheidung für das neben dem Finanzministerium zur Zeit wichtigste Amt in seinem Kabinett ausschließlich nach dem Kriterium der Kompetenz getroffen. Das ist mutig, das ist konsequent, es ist ein Zeichen in die SPD hinein. Vor allem jedoch ist diese Entscheidung eine vertrauensbildende Maßnahme in die durch die Pandemie schwer verunsicherte Bevölkerung. Was spricht für Lauterbach?
Der neue Gesundheitsminister verfügt über enorme Sachkenntnis. Dies kann man über die meisten Frauen und Maenner an der Spitze von Ministerien nicht sagen.
Lauterbach ist ein überzeugender Kommunikator. Die komplexen Zusammenhänge dieser Pandemie übersetzt er verständlich und nachvollziehbar in die Sprache des Volkes. Fuer Lauterbach gilt: Kopf klar, Sprache klar!
Der Neue ist mutig und spricht Wahrheiten aus, die unbequem sind und nicht jedem gefallen. Darin wird er zu einem Solitär in der politischen Landschaft, besonders wenn es um das Thema Corona geht.
Lauterbach hat ein ausgleichendes Temperament, das ihn zum Kompromiss befähigt. Einen Alarmisten sehen nur die in ihm, die seine Warnungen nie ernstgenommen haben.
Die Entscheidung für Lauterbach als Gesundheitsminister ist eine vertrauensbildende Maßnahme. Der neue Bundeskanzler hat ein klares Signal gesetzt. Viele haben ihm das nicht zugetraut.