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Gesellschaft & Kultur > Im Zweifel für die Freiheit

Olaf in der Beek (FDP): Im Zweifel für die Freiheit

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„The European“ hat in allen Bundestagsfraktionen nachgefragt: Wie gehen Abgeordnete mit Corona um? Wie hat sich ihr Alltag geändert? Haben sie Tipps für den Bürger? Und vor allem: Wann normalisiert sich unser Leben wieder? Hier antwortet Olaf in der Beek (FDP), Obmann seiner Fraktion fürt wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung..

Sind Sie zufrieden mit der Disziplin, mit der offenkundig die meisten Mitmenschen das Kontaktverbot befolgen? Oder sind Sie besorgt, dass wegen des Regelbruchs durch einzelne letztlich Ausgangssperren kommen müssen? Und schließlich: Wie lange wird es dauern, bis Deutschland zur weitgehenden Normalität zurückkehren, Kinder wieder zur Schule gehen und wir alle uns abends in Kneipen, bei Sportveranstaltungen oder in Konzerten und Theatern treffen können?

Olaf in der Beek: Die Maßnahmen, die Schritt für Schritt ergriffen worden sind, sind richtig, aber sie sind auch schmerzlich für ein so freiheitsliebendes Volk wie das unsere. Langsam aber sicher begreifen wir, woran es uns gerade fehlt: nicht an Nudeln oder Toilettenpapier, sondern an Freiheit. Plötzlich wird ein so abstrakter Begriff mit buntem Leben gefüllt – das bunte Leben mit all den spannenden Begegnungen und gemeinsamen Erfahrungen, das wir nun vermissen. Mich beeindrucken die große Solidarität und der beispiellose Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Ich sehe in meinem Bochumer Wahlkreis beispielsweise junge Menschen, die für Risikogruppen Einkäufe erledigen. Ein Bochumer hat mit „Quarantando“ eine Onlinelieferplattform für diejenigen Restaurants programmiert, die keine Gäste mehr empfangen dürfen. Außerdem – und das war für mich als gebürtiger Bochumer  besonders schön – wurde von vielen Balkonen, Fenstern und Terrassen abends  um 21 Uhr in der ganzen Stadt das Lied „Bochum“ von Herbert Grönemeyer gespielt. Wenn es drauf ankommt, hält man zusammen, und das ist ganz viel wert. Dass es immer auch ignorante Personen gibt, ist leider Teil dieser Realität. Für mich sind in dieser Situation politisch drei Punkte wichtig. Erstens müssen die Regeln durchgesetzt werden, was auch Sanktionen bei Zuwiderhandlungen beinhaltet. Zweitens muss getan werden, was nötig ist, um Arbeitsplätze und Existenzen zu bewahren – da geht die schwarz-gelbe Landesregierung in NRW mit gutem Beispiel voran. Der dritte Punkt ist jedoch fast am wichtigsten: jeden Tag aufs Neue müssen die massiven Einschränkungen unserer Freiheitsrechte auf den Prüfstand kommen und die Lage neu bewertet werden. Sobald dies möglich ist, muss unbedingt wieder gelten: im Zweifel für die Freiheit!

Wir sind weitgehend gehalten, unsere vier Wände nicht zu verlassen und uns maximal gemeinsam mit den Menschen aus unserem Haushalt draußen aufzuhalten. Sind Sie zufrieden mit der Disziplin, mit der offenkundig die meisten Mitmenschen das Kontaktverbot befolgen? Oder sind Sie besorgt, dass wegen des Regelbruchs durch einzelne letztlich Ausgangssperren kommen müssen?

Olaf in der Beek: Für mich als Bundestagsabgeordneter sind Sitzungswochen normalerweise Stress pur – wenn auch positiver Stress. Man hat von 8 Uhr morgens bis teilweise spät in die Nacht zu tun und zahllose Termine. In dieser Sitzungswoche befinde ich mich noch in häuslicher Quarantäne, weil ich Kontakt zu einem infizierten Abgeordnetenkollegen hatte. Auch wenn meine Testergebnisse glücklicherweise negativ waren, müssen diese Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Ich bin davon überzeugt, dass man als Politiker heute mehr denn je auf die Nutzung sozialer Medien setzen sollte. Daher kommuniziere ich mit meiner fast 10.000 Menschen fassenden Community auf Instagram zum Beispiel auch darüber, was es beispielsweise für Tipps in Sachen Homeoffice gibt. Das Fazit: klassische Musik, genug Pausen, viel Kaffee und ein klarer Tagesablauf sind gute Begleiter im Homeoffice, aber – und da bin ich durch und durch Liberaler – das muss jeder Mensch für sich entscheiden!

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In der “The European”-Reihe “Wir fragen, Politiker antworten” zum Thema Corona hatten bereits die Bundestagabgeordneten Dagmar Freitag (SPD)Oliver Luksic (FDP)Cem Özdemir (Grüne)Peter Beyer (CDU)Sevim Dagdelen (Linke), Jürgen Braun (AfD), Thomas Rachel (CDU) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne) Stellung bezogen.

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