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Gesellschaft & Kultur > Entpört euch – mehr rationale Distanz, weniger chronische Aufregung

„Entpörung“ statt Empörung

Deutschland regt sich scheinbar nicht mehr ab. Nach Migrations- und Klimapanik treibt uns aktuell die Angst vor dem Corona Virus (SARS-CoV-2) um.

COVID-19-Masken, Shutterstock
COVID-19-Masken, Shutterstock

Legitime Besorgnis verschwimmt immer häufiger und schneller in panische Abbruchhandlungen. Das geht von Hamsterkäufen bei niedrigen Infektionszahlen bis zu Rufen nach Flug- und Autoverboten trotz fragwürdiger Wirkung auf das Weltklima. Zwischen himmelhoch jauchzendem Moralismus und fatalistischem Weltschmerz passt in Deutschland scheinbar kein Blatt mehr. Wir erleben eine regelrecht Empörungskultur, auch im „Kleinen“. Wenn etwa Dietmar Hopp, Gründer von SAP und Förderer des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim, zum Feindbild einer gut organisierten deutschlandweit-agierenden Minderheit von Fußballfans wird, hat das wohl auch mehr mit Ärger über Kapitalismus und Reiche als mit DFB Kritik zu tun. Der Hinweis auf den notwendigen Kampf gegen Rassismus in Stadien ist zwar berechtigt, wirkt aber verharmlosend und zeigt eine aufgeheizte Diskussionskultur.

Die weit verbreitete Zukunftsangst geht Hand in Hand mit einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft. Dabei sind Hysterie und Furch keine guten Ratgeber. Statt rationaler Debatten zu führen, überrollt eine Welle der Emotionen regelmäßig alle Debatten und schadet damit einer zielgerichteten Lösungsfindung. Jede Gruppe, jeder Einzelne fühlt sich als Opfer stilisiert und persönlich betroffen. Die Digitalisierung und insbesondere die sozialen Medien haben diesen Prozess noch einmal befeuert. Menschen mit Extrempositionen und irrationalen Ängsten finden sich in digitalen Echokammern voller Gleichgesinnter wieder und verstärken sich gegenseitig immerfort. Regelrechte Empörungszyklen entstehen, mit einer aushöhlenden Wirkung auf die Grundlagen unserer liberalen Demokratie.

Wir verlernen unaufgeregt über den Kern von Problemen zu sprechen bei so ziemlich jedem Thema. Stattdessen greift immer schneller eine regelrechte Empörungsmaschine aus Medien und sozialen Netzwerken. Davon profitieren wiederum „Angst-Unternehmer“ jeden Couleurs, ob politische Radikale, Verschwörungstheoretiker oder die Anbieter angeblicher Corona-Wunderheilmittel. Beispielhaft dafür steht Professor Volker Quaschning, führender Kopf von „Scientists for Future“, der sich über gesunkene chinesische CO2-Emissionen in China freut, egal ob der Auslöser dafür der Ausbruch einer Seuche ist oder nicht. „Entpörung“ als rationale Distanz muss die notwendige Antwort darauf sein. Mehr Debatte wagen, mehr Sachlichkeit und auch mehr Toleranz gegenüber anderen Sichtweisen. Diese scheinbar grundsätzlichen Dinge sind uns leider immer mehr abhandengekommen. Statt Meinungsstreit braucht es wieder einen Streit der Ideen. Denn wenn die freie Debatte erlischt, dann verlieren wir unser demokratisches Gemeinwesen. Deshalb bedarf es jetzt eines neuen Konsens für die freie Gesellschaft: „Entpörung“ statt Empörung.

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