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Gesellschaft & Kultur > DAT-Report 2021

Corona verstärkt die Liebe zum Auto

Das eigene Auto hat in der Pandemie deutlich an Bedeutung gewonnen. Inzwischen wollen sogar 91 Prozent der Fahrzeugbesitzer ihr eigenes Gefährt nicht mehr missen. Von Andreas Kempf.

Mädchen mit medizinischer Maske, Shutterstock
Mädchen mit medizinischer Maske, Shutterstock

Ohne Auto würden sie sich deutlich in ihrer Mobilität eingeschränkt fühlen. Das geht aus den Jahresreport der Deutschen Auto-Treuhand (DAT) hervor. Vor der Pandemie hatten nur 84 Prozent dem eigenen Wagen diesen Stellenwert zugesprochen. Jeder Fünfte hat wegen Corona mehr Zeit und Geld in Pflege und Wartung ausgegeben. Gleichwohl lassen 43 Prozent das Auto wann immer es geht stehen. Im Jahr 2019 waren dazu nur 39 Prozent bereit. Das Verhältnis zum eigenen Auto ist zudem inniger geworden: jeder Dritte – davor 19 Prozent – sieht darin die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit auszudrücken.  Die DAT untersucht seit 1974 die Entwicklungen auf dem Fahrzeugmarkt. Für die Erhebung wurden 2575 Autofahrer befragt, je zu Hälfte Besitzer von neuen und gebrauchten Personenwagen.

Durch Corona sitzen vor allem die Vielfahrer, die meist einen Diesel haben, deutlich weniger hinter dem Steuer. Vor der Pandemie waren die Selbstzünder im Schnitt 20.000 Kilometer auf der Strecke. Im vergangenen Jahr waren es nur noch etwas mehr als 16.000 Kilometer. Der Studie zufolge ist die Fahrleistung der Bewohner von Kleinstädten besonders zurückgegangen. Diese Gruppe hat in der Regel ein hohes Mobilitätsbedürfnis, so die DAT-Experten. Die Kleinstädter waren 2021 nur noch 13.450 statt zuvor gut 16.000 Kilometer unterwegs. Erstmals wurde auch der Einsatz von E-Bikes statt Autos untersucht. Im Schnitt besitzen bereits 18 Prozent der Autofahrer ein Elektrorad. Bei den über 60-Jährigen sind es sogar 22 Prozent. Jeder Zweite gab an, dass er für manche Strecke das E-Bike dem Auto vorzieht.

Wenig Interesse an Sharing-Modellen

Zwar hat sich das Interesse an Car-Sharing-Modelle verdoppelt, doch mit 16 Prozent sehen immer noch weniger Autofahrer darin eine Alternative für die eigene Mobilität. „Die meisten wollen ihren Wagen nicht mit anderen Teilen“, heißt es in der Studie. Zudem schreckt jeden Zweiten der damit verbundene Aufwand ab. Jeder Vierte kann sich hingegen vorstellen einen Abo-Vertrag abzuschließen und so ein Auto für eine gewisse Zeit zu mieten. Bei diesen Modellen sind Wartung, Versicherung und Steuer inbegriffen. Der Fahrer muss nur das Benzin extra bezahlen. Laut DAT haben 41 Prozent von dieser Möglichkeit noch nie etwas gehört, das inzwischen von vielen Herstellern, Händlern und Leasinggesellschaften angeboten wird.

Eine deutliche Mehrheit (59 Prozent) kann sich inzwischen vorstellen ein neues Auto mit E-Antrieb zu kaufen. Seit 2017 hat sich somit die Zahl der Interessenten nahezu verdreifacht. Allerdings denken die Meisten dabei eher an ein Hybridfahrzeug. Einen reinelektrischen Wagen würden sich lediglich 22 Prozent der Autofahrer zulegen. Unter den Käufern von Gebrauchtwagen ist das Interesse binnen eines Jahres von 13 auf 27 Prozent deutlich gestiegen. Jeden zweiten Autofahrer schrecken die hohen Anschaffungskosten ab. Die begrenzte Reichweite spielt für 41 Prozent eine Rolle. Gleichwohl kann sich nach der DAT-Erhebung fast jeder zweiter vorstellen, in den nächsten Jahren ein reines E-auto zu fahren. Dabei hoffen zwei Drittel der Befragten, dass sich die Technologie in der Zwischenzeit noch weiterentwickelt. Dabei spiel auch das Angebot an Lademöglichkeiten eine Rolle. Der Verband der Deutschen Automobilindustrie hat errechnet, dass jede Woche 2000 Anschlüsse entstehen müssten, um dem wachenden Bedarf entsprechen zu können. Tatsächlich waren es 2021 aber nur 250 Ladestationen, die wöchentlich hinzugekommen sind. Entsprechend lehnt die Mehrheit (60 Prozent) auch einen Ausstieg aus der Verbrenner-Technologie zu einem bestimmten Zeitpunkt ab.

Gebrauchte stark gefragt

Die pandemiebedingten Einschränkungen haben die Sparquote vieler Bürger erhöht. Viele hätten jetzt also die Reserven, um sich ein neues Auto zu kaufen. Doch nach dem Lockdown werden die Deutschen vom Chipmangel ausgebremst. So sind Neufahrzeuge oft nicht zu bekommen, weil den Herstellern wichtige Bauteile fehlen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein Zehntel weniger neu zugelassen. In der Folge ist die Nachfrage nach Gebrauchtwagen so zugelegt hat, dass der Markt nahezu leergefegt ist, weil auch Leasingfahrzeuge länger gefahren werden und so nicht in den Handel kommen. Unter dem Strich wurden so 4,5 Prozent weniger Autos verkauft als 2020. Entsprechend haben die Preise angezogen. Corona und Chipmangel haben damit einen Trend verstärkt, der ohnehin seit gut zehn Jahren anhält. So kostetes 2012 der durchschnittliche Gebrauchtwagen noch 9.150 Euro. Im vergangenen Jahr mussten die Kunden im Schnitt 15.740 Euro hinblättern, bevor sie mit ihrem neuen Gebrauchten vom Hof fahren konnten. Diese Entwicklung wird sich nach Ansicht der DAT-Experten dieses Jahr fortsetzen. Im Gleichen Zeittraum sind die Preise um 41 Prozent auf 37.790 Euro für das durchschnittliche Neufahrzeug gestiegen.

 

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