Allein im Bereich der Intensivpflege fehlen aktuell 3.500 bis 4.000 Fachkräfte
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Während sich die Bundesregierung von einem Maßnahmenpaket zum nächsten hangelt, bleibt das größte Problem der Corona-Krise ungelöst: Der massive Mangel an Pflegekräften. Allein im Bereich der Intensivpflege fehlen aktuell 3.500 bis 4.000 Fachkräfte. Technisch vorhandene Intensivbetten können wegen fehlender Pflegekräfte nicht genutzt werden. Von Sevim Dagdelen

Die Corona-Krise hat gezeigt: Pflegekräfte sind systemrelevant. Obwohl sie bis zum Umfallen arbeiten und ihre Gesundheit riskieren, werden sie seit eh und je mies bezahlt. Die Pandemie trifft auf ein Gesundheitssystem, das seit Jahren kaputtgespart wird. In Krankenhäusern herrschen zum Teil dramatische Zustände - es fehlen mehr als hunderttausend Pflegekräfte. Wie überlastet Berufstätige in der Pflege sind, zeigt eine aktuelle Studie der Barmer-Krankenkasse: Pflegekräfte nehmen mehr als doppelt so oft Schmerzmittel wie Angehörige anderer Berufsgruppen. Antidepressiva werden um bis zu 50 Prozent häufiger als bei anderen Berufen verordnet - und das bereits vor dem zusätzlichen Corona-Stress.
Eine aktuelle Corona-Umfrage des evangelischen Wohlfahrtsverbands Diakonie kommt zu dem Ergebnis: Für zwei Drittel der Altenpfleger hat sich die Arbeit im Vergleich zu den Zeiten vor der Corona-Krise noch weiter verdichtet. Insbesondere im Frühjahr litten die Beschäftigten unter mangelnder Schutzausstattung: Für mehr als die Hälfte der Befragten war nicht einmal ein einfacher Mund-Nasen-Schutz vorhanden. Bessere Arbeitsbedingungen, genug Schutzkleidung und regelmäßige Corona-Tests - in der Kranken- und Altenpflege gibt es jede Menge offene Baustellen.
Wir brauchen dringend einen Systemwechsel im Krankenhaus, um den Pflegenotstand zu beheben! 100 000 zusätzliche Pflegekräfte in den Krankenhäusern! 100 000 zusätzliche Pflegekräfte in der Altenpflege! Außerdem brauchen wir 500 Euro mehr Grundgehalt in der Pflege! Jeden Monat. Auch nach Corona. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen gehören in die öffentliche Hand. Gemeinwohl geht vor Profit!