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Gesellschaft & Kultur > COVID-19 verhilft Digitalisierung zum endgültigen Durchbruch

Generationenwechsel – strategische Neuaufstellung für eine digitale Zukunft

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Die Corona-Krise hat die technologische Entwicklung branchenübergreifend beschleunigt. Diese Entwicklung erfordert mehr denn je eine tiefe Auseinandersetzung mit vorhandenem Digitalisierungspotenzial. Es ist daher an der Zeit, der nächsten Unternehmergeneration das Ruder zu überlassen. Von Christian Saxenhammer.

Digitalisierungsprojekte wurden in deutschen Unternehmen bis einschließlich 2019 meist zaghaft umgesetzt. Vielerorts herrschte Skepsis und Zurückhaltung, wenn es um die Implementierung neuer Technologien ging. Auch moderne Arbeitsmodelle wie Remote Work und die digitale Zusammenarbeit in verteilten Teams waren eher die Ausnahme als die Regel.

Das plötzliche Auftreten der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Beschränkungen hat die Situation jedoch signifikant verändert. Quasi von heute auf morgen waren Unternehmen gezwungen, ihre Prozesse in die digitale Welt zu überführen. Ebenso musste das Homeoffice innerhalb kürzester Zeit ausgerollt werden. Teils war sogar die Realisierung gänzlich neuer digitaler Dienstleistungen und Vertriebskanäle notwendig, um die Existenz zu sichern.

Kurz: Die Digitalisierung deutscher Unternehmen hat durch die Corona-Krise einen „Zwangsschub“ erhalten. Nun gilt es, das erreichte Level nicht nur beizubehalten, sondern die Gunst der Stunde zu nutzen, um den digitalen Wandel weiter konsequent voranzutreiben. Denn wem dies gelingt, der erarbeitet sich langfristig deutliche Wettbewerbsvorteile.

Guter Zeitpunkt für einen Generationenwechsel

Gerade jetzt ist daher ein idealer Zeitpunkt, sich der Unternehmensnachfolge zu widmen. Denn im Gegensatz zur aktuellen Unternehmergeneration sind die Nachfolger mit digitalen Technologien aufgewachsen. Sie besitzen den Willen und den Mut, technische Innovationen wie moderne Business-Lösungen, Software-Bots, das Internet der Dinge, autonome Fertigungsroboter oder künstliche Intelligenz zu erproben und im Unternehmen zu implementieren. Ebenso fällt es ihnen leichter, mit der aktuellen Dynamik der Märkte umzugehen sowie die hierfür notwendige Flexibilität und Agilität in die Organisation zu bringen.

Mit einem Generationenwechsel realisieren Unternehmen also den Kulturwandel, der für eine digitale Transformation erforderlich ist. Allerdings reicht dieser Schritt alleine nicht aus, um den digitalen Wandel erfolgreich zu vollziehen. Auch frisches Know-how und teils hohe Investitionen sind notwendig. Ebenso gilt es, das Unternehmen im internationalen Wettbewerb noch schlagfertiger aufzustellen. In zahlreichen Branchen ist dies nur mithilfe durchdachter Zusammenschlüsse realisierbar.

Weitere Digitalisierung erfordert Konsolidierung

Hierzulande sind zahlreiche Branchen nach wie vor äußerst fragmentiert. Dies gilt insbesondere im B2B-Umfeld. Auch kommt hinzu, dass einige Wirtschaftsbereiche bereits seit Jahren stagnieren und die Wachstumsgrenzen erreicht sind. Ohne Konsolidierung wird es nicht möglich sein, das Geschäft weiter auszubauen und die hohen Investitionen in Digitalisierungsprojekte zu stemmen. Dies sind jedoch nicht die einzigen Hintergründe für Zusammenschlüsse. Auch im Hinblick auf die Erweiterung von Geschäftsmodellen und den technologischen Fortschritt sind Transaktionen dieser Art durchaus wichtig und interessant.

Mehrere Optionen verfügbar

Im Hinblick auf die Konsolidierung haben Unternehmen mehrere Möglichkeiten. So kann die Übernahme eines Wettbewerbers ebenso zielführend sein wie der Erwerb eines komplementären Anbieters. Letztere Option erlaubt es, das bisherige Portfolio sinnvoll zu ergänzen. Möglicherweise können durch solche Transaktionen gar innovative digitale Produkte und Dienstleistungen ergänzt werden, mit der sich neue Marktsegmente erschließen oder bestehende Kundenbeziehungen ausbauen lassen. Monetär betrachtet ist der aktuelle Zeitpunkt im Übrigen ebenfalls günstig: Krisenbedingt sind etliche Unternehmen momentan stark geschwächt, was den Kaufpreis deutlich attraktiver macht.

Sowohl vor als auch nach einem Generationenwechsel ist die Übernahme von Mitbewerbern jedoch auch mit Hürden verbunden. Zuvorderst sind es ausgeprägte kulturelle Verschiedenheiten und emotionale Gründe, die solche Transaktionen erschweren oder gar gänzlich ausbremsen. In diesem Fall sind institutionelle und private Investoren sowie Family Offices eine Alternative. Sie beteiligen sich mit Eigenkapital am Unternehmen und stellen auf diese Weise die finanziellen Mittel für bevorstehende Zukunftsinvestitionen bereit.

Fehler sind erlaubt

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Unternehmen nun mehrere Schritte einleiten müssen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Zunächst ist dies eine umfassende Modernisierung der Organisation, des Geschäftsmodells und der eingesetzten Technologien. Diese Aufgabe sollte in die Hände einer experimentierfreudigen, technologiebegeisterten und mutigen Unternehmergeneration gelegt werden. Die Corona-Krise hat entsprechende Reformen im Übrigen sogar erleichtert. Denn auch Ideen, die vor der Pandemie als waghalsig oder unrealistisch bezeichnet worden wären, sind nun „erlaubt“. Ebenso ist die Fehlertoleranz gestiegen. Unternehmensnachfolger kommen also in den Genuss eines größeren Handlungsspielraums. Diese Chance sollten sie nutzen, um ihr Unternehmen technisch, organisatorisch und auch strukturell fit für die Zukunft zu machen.

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