600 Millionen Chinesen machen Urlaub in Coronazeiten
Deutschland steuert immer mehr auf einen zweiten Lockdown zu. Da verwundern die Bilder, die derzeit aus China kommen um so mehr. Im Land, wo das Coronavirus vor neun Monaten seinen Ursprung hatte, waren innerhalb der "Goldenen Woche" Anfang Oktober über 600 Millionen Menschen im Inland auf Reisen - und das alles inmitten der Pandemie und durch die Regierung gefördert.

Die Welt steht auf dem Kopf. Während in Deutschland über einen neuen Lockdown diskutiert wird, immer mehr Städte zu Risikogebieten erklärt werden und die Infektionszahlen rasant ansteigen, kommen aus dem Land, wo das Coronavirus einst seinen Anfang nahm, ganz andere Bilder. Schlagen in Europa die Alarmglocken vor einer Zweiten Welle beginnt in der Volksrepublik China geradezu eine Völkerwanderung, die in ihrer Art einzigartig ist. Selbst die Pilgerfahrt nach Mekka bringt nicht gleichzeitig so viele Menschen auf die Straßen wie derzeit in China.
Seit Wochen werden in der Volksrepublik keine lokalen Infektionen mehr gemeldet. In der „Goldenen Woche“ begabensich 600 Millionen Menschen in China in den Urlaub. Auch 2020 liegt also die Zahl derer, die trotz Corona in die Ferien fahren bei 70 bis 80 Prozent des Vorjahres. Nach der Coronakrise will die chinesische Regierung wieder die Wirtschaft ankurbeln. Peking tut alles, um die Normalisierung auf den Weg zu bginren. So werden die Chinesen durch freien Eintritt in Touristen-Attraktionen und Sonderangebote zum Reisen animiert. Berühmte Attraktionen wie die Chinesische Mauer und Shanghai Disneyland waren voll mit Touristen, Bahnhöfe und Flughäfen sind aus allen Nähten geplatzt.
Die große Mehrheit der Menschen trägt in Peking und landesweit weiterhin Gesichtsmasken. Auch wird an Eingängen zu Geschäften, Restaurants oder Wohngebieten noch immer Fieber gemessen. Mit einer Corona-App auf dem Handy müssen sich die Menschen vielerorts registrieren und auch nachweisen, dass ihre jüngste Reisetätigkeit unbedenklich war.
Die Chinesen setzen damit in der Pandemie wieder einen umgekehrten Trend. Während die Tourismusindustrie in der ganzen Welt mehr als eine Billion US-Dollar verliert, hatte sich die Reisetätigkeit in China in letzter Zeit wieder weitgehend normalisiert. So dürften die Ausgaben für Touristenattraktionen rund 90 Prozent der Vorjahreszahlen erreichen - und das in Coronazeiten!