Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat angekündigt, den Impfstoff des Mainzer Unternehmens BionTech bis zum Jahresende zuzulassen. Mit demselben Impfstoff wird seit einigen Tagen in den USA, in Kanada und in Großbritannien bereits geimpft. Europa lässt sich wieder einmal Zeit, ganz besonders gründlich soll die Zulassung erfolgen. Aus nachvollziehbaren Gründen hat Deutschland auf einen nationale Notfallzulassung im Alleingang verzichtet, die Risiken eines europäischen Flickenteppichs einschließlich russischer Impfstoffe und gehöriger Verteilungskonflikte wären einfach zu groß gewesen. Aber muss deshalb so lange Zeit ins Land gehen, wenn die Menschen doch dringend darauf angewiesen sind, geimpft zu werden, wenn die wirtschaftlichen Schäden des Lockdowns II jeden Tag größer werden, wenn die Kritik an den Maßnahmen auch unter Wissenschaftlern täglich lauter wird?
Der Covid-Impfstoff hätte auch in Europa früher zur Verfügung stehen können
Die Diskussionen um ein Freihandelsabkommen mit den USA haben viele noch in (unguter) Erinnerung. Teil eines solchen Freihandelsabkommens hätte eine gegenseitige Anerkennung der Zulassung von Arzneimitteln zwischen der FDA in Amerika und der EMA in Europa werden können. Die amerikanischen Zulassungen sind mindestens genauso streng wie die europäischen, Doppelaufwand in den Zulassungsprozessen und eine große Kostenersparnis für die Verbraucher wären möglich. Der Covid-Impfstoff hätte auch in Europa früher zur Verfügung stehen können.
So hat sich der deutsche Staat zwar an CureVac, einem weiteren Impfstoffhersteller beteiligt, aber beide Unternehmen, BionTech und CureVac, sind inzwischen an der New Yorker Börse gelistet. Die amerikanischen Investoren verdienen prächtig an den Unternehmen, und die Amerikaner werden früher geimpft als die Europäer. Wir sind wenigstens stolz darauf, den Impfstoff entwickelt zu haben. Aber das ganze Dilemma der Europäer zeigt sich einmal mehr: Wir sind einfach zu langsam. Ein transatlantisches Freihandelsabkommen und ein europäischer Kapitalmarkt gehören auf die to-do-Liste nach Corona.