Bundesverdienstkreuz für Ex-EZB-Chef Mario Draghi
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Das Bundesverdienstkreuz ist die höchste Auszeichnung, die unser Vaterland zu vergeben hat. Es soll verliehen werden für außergewöhnliche Verdienste zum Wohlergehen des Landes und seiner Bürger.

Dieses Bundesverdienstkreuz wird heute vom Bundespräsidenten auf Vorschlag von Außenminister Maas (SPD) verliehen an den Totengräber der deutschen Sparer, Mario Draghi.
Welche Verdienste ausgerechnet dieser Mann am Wohlergehen der Bürger unseres Landes haben soll, ist ein vollkommenes Rätsel. Er war es, der über acht Jahre lang mit einer vollkommen aberwitzigen Geldpolitik das wichtigste Steuerungsinstrument einer Zentralbank, nämlich den Zins, ad absurdum geführt hat.
Unter seiner am 1.11.2011 beginnenden Ägide gab es nämlich in acht langen Jahren stets nur eine Richtung für den Leitzins der EZB: nämlich nach unten. Unter Mario Draghi gab es zahlreiche Zinssenkungen (bis hinein in den negativen Bereich für Bankeinlagen), aber keine einzige Zinserhöhung.
http://www.leitzinsen.info/eurozone.htm
Keine einzige Zinserhöhung! Und das, obwohl zwischenzeitlich die Konjunktur in der Eurozone - natürlich auch bedingt durch die künstliche Öffnung der Geldschleusen - deutlich angezogen hatte, was nach bislang geltenden Maßstäben selbstverständlich ein Ende der ultralockeren Geldpolitik zur Folge hätte haben müssen.
Hatte es aber nicht. Ja mehr noch: Die Schleusen wurden immer noch weiter geöffnet, nicht nur in Form ständiger Zinssenkungen, sondern auch durch Anleihenkäufe, von denen viele Finanzexperten der Meinung sind, dass es sich hier um unzulässige Staatsfinanzierung handelt.
Für die Staaten, insbesondere in Südeuropa, aber auch für den Bundesfinanzminister, war dies alles höchst angenehm. Wichtige Reformen konnten unterbleiben, und man konnte sich in Deutschland sogar mit einer "schwarzen Null" schmücken.
Eine schwarze Null, die in Wirklichkeit aber auf dem Rücken der Sparer erreicht wurde und damit nichts anderes war und ist als eine verkappte Enteignung eben dieser Sparer: Über 120 Milliarden (!) Euro sind ihnen seit der Finanzkrise und dem Beginn der Rettungsorgien durch die Niedrigst- und Nullzinspolitik an REALER KAUFKRAFT (also nicht einfach nur an entgangenen Nominalzinsen!) vorenthalten worden.
https://www.bild.de/…/kommentar-deutschland-sollte-draghi-n…
https://www.bild.de/…/minizins-schock-studie-120-milliarden…
Umverteilt wird der Wohlstand dagegen in Richtung von Aktien- und Immobilienbesitzern, deren Realwerte durch die Geldflut nahezu automatisch im Preis steigen müssen. Die Millionen Menschen, denen diese Mechanismen nicht frühzeitig bewusst waren, stehen nun als die Gelackmeierten da. Vielleicht sollte man diese Menschen einmal dazu fragen, wie sie zur heutigen Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an den Totengräber ihrer Sparzinsen stehen.
Für diese zwangsweisen Verlierer von Draghis Politik ist es auch nur ein ganz schwacher Trost, dass es mittlerweile massive Kritik aus sehr berufenen Kreisen an dessen Geldpolitik gibt: Vor einigen Monaten verfassten nämlich prominente frühere Währungshüter aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Österreich ein aufsehenerregendes gemeinsames Protestschreiben über die EZB-Politik. In diesem heißt es gleich zu Beginn:
„Als frühere Zentralbanker und europäische Bürger beobachten wir die anhaltende Krisenpolitik der EZB mit wachsender Sorge."
https://www.welt.de/…/Falsche-Diagnose-Ex-Waehrungshueter-r…
Ausführlicher über dieses Schreiben der früheren Währungshüter berichtete die "Neue Zürcher Zeitung" in einem sehr lesenswerten Artikel, ich zitiere:
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„Sie warnten zudem vor den negativen Nebeneffekten der extrem niedrigen und sogar negativen Zinsen. Die Kollateralschäden würden sich ausgehend vom Bankensektor über Versicherer und Pensionskassen in den gesamten Finanzsektor hineinfressen. Der Zinseszinseffekt mit all seinen segensreichen Wirkungen sei abgeschafft, könnte man noch hinzufügen.
Hinzu kämen Umverteilungseffekte in Richtung der Besitzer von realen Vermögenswerten, was soziale Spannungen auslösen könne. Ferner halte die Geldpolitik mit ihren extrem niedrigen Zinsen Unternehmen am Leben, die bei einem höheren Zinsniveau nicht wettbewerbsfähig wären."
https://www.nzz.ch/…/ezb-praesident-mario-draghi-held-oder-…
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Halten wir also fest: Heutzutage kann man vom Bundespräsidenten Steinmeier auf Vorschlag von Herrn Maas und mit freundlicher Unterstützung von Frau Merkel das Bundesverdienstkreuz dafür erhalten, dass man eine Geldpolitik zu verantworten hatte, die sich nach der festen Überzeugung früherer Währungshüter in verheerender Art und Weise durch den gesamten Finanzsektor hindurchfrisst und zugleich künftige soziale Spannungen in noch gar nicht absehbarer Weise befördert.
Da fällt es schwer, die Contenance zu bewahren. Kalt lächelnd hat die Politik zugesehen und aktiv daran mitgewirkt, wie die bewährte, stabilitätsorientierte Politik der Deutschen Bundesbank über Bord geworfen wurde und in der Folge die zentralen Versprechen in Bezug auf den Euro, die man früher vor allem seitens der Union den Wählern gegeben hatte, gebrochen wurden ("Es wird keine Rettung anderer Euro-Staaten geben", "Der Euro wird so stabil wie die D-Mark") - und nun ehrt diese Politik den Totengräber der deutschen Sparer auch noch mit der höchsten Auszeichnung Deutschlands.