Der Münchner Virologe Professor Alexander Kekulé hat die Arbeit der Bundesregierung sehr kritisiert. Wie der Wissenschaftler betonte, seien von Berlin aus schwere Fehler von Politik und Wissenschaft bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie ausgegangen. Kekulé, der neben SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach derzeit zu den meist gefragten Talkgästen zählt, betonte mit dem Blick auf den Corona-Gipfel von Bund und Ländern in der nächsten Woche. Dieser kann „nur wieder Beschränkungen beschließen und die Notbremse“ ziehen, „die ja bereits auf dem Papier vorgesehen ist. Mir blutet dabei das Herz“. Und Kekulé weiter: „Wir sollten als intelligente und reiche Industrienation doch in der Lage sein, differenziertere Lösungen zu finden. Aber das ist nicht gelungen. Damit bleibt nur wieder ein pauschaler Lockdown. Die Bevölkerung muss noch einmal die Fehler der Politik ausbaden.“
Konkret nannte Kekulé als Fehler: „Man hat den Varianten regelrecht die Tore geöffnet – zum Beispiel durch Öffnung der Schulen ohne vernünftige Alternativ-Konzepte“, so der Wissenschaftler gegenüber der „Passauer Neuen Presse.“ Dazu kommt, dass die Bevölkerung einfach „sauer“ über die Restriktionen sei und die Infektionslage an den Arbeitsplätzen immer noch nicht im Griff ist. „Es gibt“, so Kekulé weiter, „also einen Dreiklang an Mängeln. Die Politik nutzt das Argument der Gefahr durch Mutationen gerne, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.“
Auch gegenüber seinen wissenschaftlichen Kollegen äußerte Kekulé Kritik: „Leider wurden viele Fehler obendrein auch aufgrund zweifelhafter Empfehlungen wissenschaftlicher Berater gemacht. Da waren einige Staaten deutlich besser als wir.“ Kekulé sprach sich erneut dafür aus, zunächst nur einmal zu impfen. „Das reicht, damit können wir in kurzer Zeit das Sterben effektiv begrenzen. Damit wäre die Kurve der Inzidenz von der Sterblichkeit abgekoppelt.“