“Ziel des Naturschutzes in Deutschland ist es, Natur und Landschaft auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlagen des Menschen zu erhalten”, heißt es knapp im Bundesnaturschutzgesetz, das Ende der 70er-Jahre in Kraft getreten ist. Seit dieser Zeit erfährt der Umwelt- und Naturschutz eine zunehmende Professionalisierung. Angefangen mit Protesten gegen Atomkraftwerke, über das Widerstandsdorf beim Bau der Startbahn West bis zum Bürgerbegehren gegen das Projekt “Stuttgart 21”.
Vereinigungen wie Greenpeace haben sich von losen Interessensverbänden zu modernen Organisationen gewandelt, deren Ansehen in den letzten Jahren gestiegen ist. Auch “Die Grünen” sind mittlerweile zu einer festen Größe im politischen Spektrum geworden. Ihre Themen sind von der politischen Agenda nicht mehr wegzudenken. Naturschutz ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Bezeichnungen wie “Bio” und “Öko” sind nicht mehr nur Slogans aus dem Sprachschatz der alternativen Szene, sondern haben sich zu gewinnbringenden Marken gewandelt.
Doch was macht guten Naturschutz aus? Welcher Naturschutz ist in Zeiten klammer Kassen verhältnismäßig und effizient? Hier gehen die Meinungen auseinander, denn die angesprochene Frage ist moralisch aufgeladen. Für die einen endet Naturschutz dort, wo der Mensch an wichtigeren Stellen Abstriche machen muss. “Während wir überall sonst bittere Kompromisse zwischen dem Wünschenswerten und dem Bezahlbaren schließen, machen wir hier keine Abstriche. Das kostet in Deutschland jedes Jahr Hunderte von Millionen Euro und jahrelange Verzögerungen”, argumentiert der hessische Staatsminister Dieter Posch. Er hat kein Verständnis für “dieses ruinöse, absurde und maßlose Naturschutzrecht.” Andere sehen den pfleglichen Umgang mit Mutter Natur als Existenzgrundlage für das eigene Leben. “Naturschutz mit Augenmaß betreibt nur derjenige, der die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft und damit die Sicherung unserer Lebensgrundlagen im Blick hat”, entgegnet Hartmut Mai vom Naturschutzbund NABU.
Fakt ist: Unter allen Bundesministerien rangiert das Umweltressort an vorletzter Stelle. 1,59 Milliarden Euro stehen Minister Norbert Röttgen zur Verfügung. Wie teuer die Verantwortung gegenüber der Natur sein darf, ist eine Frage, die nicht nur die Laufzeiten von Atomkraftwerken betrifft. Die Debatte geht in die nächste Runde.